Autor & Journalist
Bernhard Heckler schreibt für die Süddeutsche Zeitung, das SZ-Magazin, Die ZEIT und weitere sehr renommierte Publikationen. Und das alles dank der Deutschen Journalistenschule, die er besuchen durfte. Sein Romandebüt "Das Liebesleben der Pinguine" ist im Frühjahr 2021 bei Tropen erschienen.
Tagsüber werkelt Heckler an Texten, nachts schuftet er im Hotroom von BR24 beim Bayerischen Rundfunk. Vier Stunden Schlaf sind ihm eigentlich schon zu viel.
Im literarischen Feld versucht er sich seit dem Kurs "Schreibwerkstatt" an der Universität Regensburg. Für alle Schreibinteressierten aus dem Süden empfiehlt er ebenfalls von Herzen die Bayerische Akademie des Schreibens. Die überbewerteten Institutionen Hildesheim, Wien und Leipzig, die ihn allesamt abgelehnt haben, empfiehlt er niemandem.
Bernhard Heckler wünscht Ihnen von Herzen einen schönen Tag und gutes Gelingen!
Das Liebesleben der Pinguine
Das Millenium war kurz vor ihrem ersten Kuss. Und der war geheim. Ein Verrat an ihrem gemeinsamen Freund Sascha, mit dem Nura zusammen war und in den Niko verliebt war.
Das war einmal.
Nun, fast 20 Jahre später, haben sie sich weit voneinander entfernt. Niko ist Social-Media-Darling und Selbstoptimierer, Nura Ghostwriterin für Online-Dating. Er verkauft Erfindungen von sich selbst, sie hilft anderen, sich besser zu verkaufen. Einer ihrer besten Kunden ist Franco, Süditaliener und auf dem besten Weg, Deutschlands bekanntester Strongman zu werden.
Doch dann tritt Sascha wieder in Nuras Leben, Niko verfällt seinem Istanbuler Chess-Mate Farjad, Franco findet eine Frau und bekommt Probleme mit den Gewichten. Sie alle werden auf sich zurückgeworfen, denn das Leben folgt keinem Lifeplan.
Mit feiner Beobachtungsgabe und großer Sympathie erzählt Bernhard Heckler ebenso von intimer Einsamkeit an technischen Geräten, wie von der Sehnsucht nach Kontakt, nach Liebe und nach Freundschaft.
Pinguine stehen - ähnlich wie Hipster - oft verloren in der Gegend herum. Sie cornern. Und drücken sich vor dem Sprung ins kalte Wasser. Ihre Partnerschaften halten meist ein ganzes Leben.
"Bernhard Heckler hat ein sehr gutes Buch geschrieben. Ich wünsche viel Erfolg."
Heinz Strunk
Die Coffee Twins - Erzählungen 08/23
24.08.2023
Eine Kurzgeschichte mit folgenden Bauteilen:
Mit Opa auf der Hengstparade. Preußisches Formationsreiten. Ungarische Doppelreiter. Römischer Wagen.
Reicht eigentlich schon. Warum groß ausformulieren?
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Die Coffee Twins
Zwei Twins Anfang Zwanzig schmeißen einen Coffee Shop. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Die Barista-Gold-Prüfung haben sie am selben Tag absolviert und mit Bravour bestanden. Jetzt aber der Twist: Nur Twin A war bei der Prüfung! Zwei Mal! Twin B ist ein Coffee-Pfuscher, der einen Latte Macchiato nicht von einem Ristretto unterscheiden kann. Ein Hochstapler, ein Taugenichts, zu faul, um auch nur den Umgang mit dem Milchschäumer zu lernen. Der fleißige, gutherzige, ungleich lebensfähigere Twin A zieht Twin B durch den Alltag, hält die gemeinsame Wohnung (Twin-identische Einrichtung der privaten Zimmer, auch die gemeinsam genutzten Räume twinnig eingerichtet) sauber, hält die Coffee-Scharade mit großen Mühen aufrecht. Twin B ist immer anwesend, tut aber nichts für das laufende Geschäft.
Die Anstrengungen nehmen immer abstrusere Ausmaße an. Twin A serviert einen Flat White als Twin A, verschwindet dann in der winzigen Toilette des Coffee-Shops, zieht sich das Outfit von Twin B an (weitgehend gleiche Kleidung, winzige Unterschiede, andere Färbung des T-Shirt-Kragens, leicht andersfarbene Socken, sehr twinnig), wartet, bis auch Twin B hinter den Kulissen verschwindet und richtet dann als Twin B einen Doppio Macchiato her. Ungünstige Begleiterscheinung: Durch die enorme Last der Verantwortung und den ganzen mental load altert Twin A beträchtlich schneller als der nichtsnutzige Twin B, der durch sein bräsiges Laissez Faire stets unverschämt frisch und gut aussieht.
Sie werden immer unterscheidbarer. Twin A arbeitet inzwischen mit Koffeincremes und Concealer. Aber lang geht das nicht mehr gut. Der eine Coffee Twin verwelkt, während der andere blüht. Twin A sieht in Twin B eine gesündere Version von sich selbst. Ständig gehetzt und gleichzeitig innerlich gelähmt vom Spiegel der eigenen Vergänglichkeit schäumt und brüht und mahlt und serviert er gegen den Untergang. Am Ende eines sehr langen Tages sagt er im Auto auf dem Nachhauseweg (nur er hat einen Führerschein, Twin B ist dreimal durch die Theorieprüfung gefallen und seitdem auf Fahrdienste angewiesen) zu seinem auf dem Beifahrersitz einen Joint rauchenden Bruder: Ich liebe dich. Weißt du das eigentlich? Eine Antwort bleibt aus. Aber Twin B hat einen seelenvollen, entwaffnenden Blick, eine ungeheure Wärme, die Twin A sofort für alle Strapazen entschädigt.
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Als Rausschmeißer noch eine Kurzgeschichte aus dem Archiv. Schon einige Jahre alt, stilistisch noch unausgereift, die ein oder andere ärmliche Formulierung, aber man erkennt schon in diesem frühen Heckler, wohin die literarische Reise geht.
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MÜDE
Sie sitzt mit verquollenen, kleinen Augen am Küchentisch. Es ist 5 Uhr 30, draußen dämmert es noch nicht mal. Erzmüde schleppt sie sich zum Wasserkocher. Sie kommt einfach nicht mehr richtig in die Gänge, was ist nur los mit ihr? Um 11 Uhr 30 hat sie einen Termin beim Friseur, davor hat sie nichts zu tun, rein gar nichts, jetzt heißt es Zeit totschlagen. Sie hat nie irgendwas zu tun in der Früh, trotzdem steht sie immer auf, quält sich aus dem Bett, schlurft ins Bad und dann in die Küche. Sie hat den schrillsten Wecker eingestellt, damit sie überhaupt wach wird. Sie war noch nie der Typ Frühaufsteher, aber sie stellt sich immer, immer, immer den Wecker um 5 Uhr 30. Dann kämpft sie sich hoch, schlecht gelaunt, fahrig. Sitzt allein in der dunklen Küche, das Licht macht sie nie an, weil es ihr sonst in den Augen weh tut. Das frühe Aufstehen setzt ihr zu, auch weil sie abends meist erst spät einschläft, sich unruhig hin und her wälzt, weil sie weiß, dass um 5 Uhr 30 erbarmungslos der Wecker klingeln wird. An schlechten Tagen kommt sie nur auf zwei, drei Stunden Schlaf, wenn es gut läuft auf fünf. Eigentlich bräuchte sie acht, mindestens. Ihr Gesicht wird immer verkniffener, sie ist dreiundzwanzig Jahre alt, sieht aber aus wie Mitte 30. Die Anstrengungen, die sie jeden Morgen unternimmt, haben sich in ihr Gesicht gefressen, Falten, Tränensäcke, die Augen zu müden Schlitzen verengt. Sie kann sich gar nicht mehr erinnern, wann sie das letzte Mal wirklich ausgeschlafen war. Dieses ewige, eintönige Rumsitzen in der Küche, stundenlang, bis endlich gegen 11 Uhr der erste Termin ansteht. Zeitung lesen kann sie nicht, weil ihr übel wird vor Kopfschmerzen, sobald sie versucht, sich auf etwas zu konzentrieren. Ihr ist kalt, furchtbar kalt. Mit zittrigen Händen und letzter Kraft brüht sie eine Kanne schwarzen Tee auf, es geht immer einiges daneben, weil sie so müde ist. Morgen wird die Hölle, denkt sie schon heute.
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Viel Stoff auf einmal, publizistisch unvernünftig. Warum nicht als kleinere Häppchen nach und nach servieren? Sei es drum. Einen guten Start in den Tag wünscht Euch Euer immer fleißiger B